Tatverleugnung und Strafrestaussetzung :Ein Beitrag zur Praxis der Kriminalprognose ( Kriminologische und sanktionenrechtliche Forschungen )

Publication subTitle :Ein Beitrag zur Praxis der Kriminalprognose

Publication series :Kriminologische und sanktionenrechtliche Forschungen

Author: Brettel   Hauke  

Publisher: Duncker & Humblot GmbH‎

Publication year: 2010

E-ISBN: 9783428523207

P-ISBN(Paperback): 9783428123209

Subject:

Keyword: Rechts- und Staatswissenschaften

Language: GER

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Description

Der Autor widmet sich der Frage, welche Auswirkungen eine Tatverleugnung auf die Verhaltensvorhersage im Sinne des § 57 Abs. 1 S. 1 Nr. 2 StGB hat. In einer ersten, von rechtlichen Vorgaben unabhängigen Betrachtung wird die kriminalprognostische Aussagekraft einer Tatverleugnung untersucht, was gleichzeitig Anlass für eine Bestandsaufnahme der gegenwärtigen Prognosepraxis ist. Deren Grundprobleme und Beurteilungsgrenzen werden herausgearbeitet und Lösungsvorschlägen zugeführt, die insbesondere die notwendige Harmonisierung von Standardisierung und Individualisierung betreffen. Es resultieren allgemein nutzbare Prognosevorgaben, zugleich wird deutlich, dass weder eine Tatverleugnung, noch irgendein anderer Einzelumstand als solcher eine Einschätzung künftiger Gefährlichkeit vorzugeben vermag. Bei einer zusätzlichen Berücksichtigung rechtlicher Anweisungen für die Entlassungsprognose erweist sich das Verhältnis von Rechts- und Erfahrungswissenschaft als ausgleichsfähiges Nebeneinander mit wechselseitigem Nutzen. So regt die Prognostik beispielsweise eine Präzisierung der Rechtskraftwirkung an, um objektiven und von vornherein vorhersehbaren Verbesserungen der Beurteilungsmöglichkeiten durch Zeitablauf Rechnung zu tragen; Überlegungen zum Zweifelssatz wiederum tragen zur Eingrenzung des Erkenntnisproblems bei Prognosen bei. Auch liefert Rechtsdogmatik prognostisches Wissen bis hin zu verfassungsrechtlichen Vorgaben, von denen auch moderne Prognostik in überraschender Weise zu profitieren vermag.

Chapter

Vorwort

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Kapitel 1: Bestimmung und Eingrenzung des Problems der Tatverleugnung

A. Anknüpfung an Kriminalprognosen

B. Beschränkung auf den Zusammenhang mit Kriminalprognosen

C. Das Untersuchungsprogramm für das Leugnungsproblem

Kapitel 2: Das Problem der Tatverleugnung in der Erfahrungswissenschaft

A. Methodische Vorgaben zum Umgang mit der Tatverleugnung

I. Ausgangspunkt

II. Statistische Prognosen

III. Intuitive Prognosen

IV. Klinische Prognosen

V. Schlussfolgerungen aus der Methodenbetrachtung

B. Umgang mit der Tatverleugnung in der Prognosepraxis

I. HCR-20

1. Grundlagen zum HCR-20-Schema

2. Tatverleugnung und Items des HCR-20 zu seelischen Auffälligkeiten

3. Tatverleugnung und „Psychopathy nach Hare“

4. Tatverleugnung und weitere Items des HCR-20-Schemas

5. Fazit zum Umgang mit dem Ableugnen beim HCR-20-Schema

II. SVR-20

III. Die Ansätze von Rasch und Nedopil

IV. Der Ansatz von Dittmann

V. Der Ansatz von Dahle

VI. Der Ansatz von Rehder

VII. Der Ansatz von Urbaniok

VIII. Der Ansatz von Göppinger, Bock und Maschke

1. Die Arbeitsweise der MIVEA

2. Die Vorgaben der MIVEA

3. Der Umgang mit dem Ableugnen bei der MIVEA

IX. Weitere Vorgaben für Kriminalprognosen

X. Tatsächlicher Umgang mit dem Ableugnen in der Gutachtenpraxis

C. Folgerungen aus der Prognosepraxis für das Leugnungsproblem

D. Folgerungen aus dem Leugnungsproblem für die Prognosepraxis

I. Fehlen eines prognosebestimmenden Einzelfaktors

II. Einschätzbarkeit menschlichen Verhaltens

III. Kontrolle des prognostischen Denkvorgangs

1. Grenzen des Erfahrungswissens

2. Fehlende Eignung des Syllogismus

3. Idealtypen als Beitrag zur logischen Kontrolle

IV. Feststellbarkeit des prognostisch Relevanten

1. Notwendigkeit der Erfassung innerer Haltungen und Vorgänge

2. Schwierigkeiten mit der Erfassung innerer Haltungen und Vorgänge

3. Diskrepanzen von prognostischer Relevanz und Objektivierbarkeit

4. Möglichkeiten der Feststellung des prognostisch Relevanten

V. Erkenntnisziel strafrechtlicher Entlassungsprognosen

1. Die gängige Deutung der prognostischen Aufgabe

2. Aussagen über die Wahrscheinlichkeit künftiger Straffälligkeit

3. Versuch einer Vereinfachung der prognostischen Aufgabe

E. Allgemeine Empfehlungen für den Umgang mit Prognosekriterien

I. Notwendigkeit einer Individualisierung

II. Orientierung an methodischen Vorgaben

III. Anforderungen an methodische Vorgaben

1. Anforderungen an die Herleitung

2. Anforderungen an die Beurteilungsgrundlage

3. Anforderungen an Einzelkriterien

4. Anforderungen an die Integration von Einzelkriterien

IV. Beachtung der Grenzen methodischer Vorgaben

V. Wissenschaftlichkeit außerhalb methodischer Vorgaben

1. Anerkennung von Subjektivismen

2. Notwendigkeit der Kontrolle von Subjektivismen

3. Mittel zur Kontrolle von Subjektivismen

4. Erarbeiten eines Ableitungszusammenhangs

F. Empfehlungen für den Umgang mit der Tatverleugnung

I. Denklogische Betrachtungsebenen des Ableugnens

II. Ableugnen im Kontext der prognostischen Beurteilungsgrundlage

III. Differenzierung von innerer und äußerer Haltung

IV. Differenzierung von Können und Wollen

V. Ausstrahlungswirkung vorangegangener Prognosen

VI. Ausgewählte Ableitungszusammenhänge von Ableugnen und Prognoseergebnis

1. Tatverleugnung als Beurteilungshindernis

2. Zur kriminalprognostischen Bedeutung der Tatursachen

3. Zur kriminalprognostischen Bedeutung des Geständnisses

4. Zur kriminalprognostischen Bedeutung von Reue und Scham

5. Zur kriminalprognostischen Bedeutung der Realitätseinschätzung

6. Zur kriminalprognostischen Bedeutung einer Selbsterkenntnis

G. Fazit zum Problem der Tatverleugnung in der Erfahrungswissenschaft

Kapitel 3: Das Problem der Tatverleugnung im Recht

A. Tatverleugnung als gesetzlicher Prognoseumstand

B. Tatverleugnung und Rechtskraft

I. Relevanz der Rechtskraft für das Leugnungsproblem

II. Meinungen zur Rechtskraftwirkung

1. Materiellrechtliche Rechtskrafttheorie

2. Prozessuale Gestaltungstheorie

3. Ansicht von Volckart

4. Ansichten von Zazcyk, Bock und Schneider

5. Prozessrechtliche Rechtskrafttheorie

6. Position der Rechtsprechung

III. Rechtskraft und Interessen

IV. Wirklichkeitsannäherungen im Strafprozess

1. Grenzen des Könnens bei Wirklichkeitsannäherungen

2. Grenzen des Wollens bei Wirklichkeitsannäherungen

3. Disponibilität von Wahrheit im Prozess

V. Neubewertung getroffener Entscheidungen

1. Wille des Gesetzgebers zur Neubewertung

2. Neubewertung wegen Veränderungen der Wirklichkeit

3. Neubewertung wegen Veränderungen in der Beurteilung der Wirklichkeit

4. Verändertes Beurteilungsinteresse als Notwendigkeit der Wahrheitssuche

5. § 454 StPO als Ausdruck veränderten Beurteilungsinteresses

6. Sachverständigenbestellung und Beurteilungsinteresse

7. Verändertes Beurteilungsinteresse bei Entlassungsprognosen

8. Einschränkungen der Bindungswirkung bei Persönlichkeitsbeurteilungen

9. Voraussetzungen einer Neubewertung

VI. Das Problem der Rechtskraft aus erkenntnistheoretischer Sicht

1. Erkenntnisinteresse als Wahrheitsbedingung

2. Wahrheitsvorstellungen in der Interdisziplinarität

3. Intensität des Erkenntnisinteresses als Wahrheitsbedingung

C. Tatverleugnung und Zweifelssatz

I. Relevanz des Zweifelssatzes für das Leugnungsproblem

II. Ansichten zur Geltung des Zweifelssatzes

III. Gesetz als Maßstab für die Anwendung des Zweifelssatzes

IV. Wertungen im Geltungsbereich des Zweifelssatzes

V. Wahrscheinlichkeitsurteile im Geltungsbereich des Zweifelssatzes

VI. Parallelen von Konstruktion und Rekonstruktion der Wirklichkeit

VII. Beurteilungsgrundlage, Prognoseergebnis und Prognoseentscheidung

VIII. Zweifelssatz und Unschuldsvermutung

D. Tatverleugnung und Grundrechte

E. Tatverleugnung und Individualisierungsgrundsatz

F. Tatverleugnung und Strafzwecke

I. Tatverleugnung und positive Spezialprävention

II. Tatverleugnung und negative Spezialprävention

1. Zusammenhänge von Sicherheit und Tatverleugnung

2. Anhaltspunkte für eine Betonung der Sicherheit

3. Folgen einer Betonung der Sicherheit

G. Tatverleugnung und Selbstbelastungsfreiheit

I. Relevanz der Selbstbelastungsfreiheit für das Leugnungsproblem

II. Grundlagen zur Selbstbelastungsfreiheit

III. Nähere Bestimmung der Selbstbelastungsfreiheit

1. Notwendigkeit einer näheren Bestimmung

2. Nähere Bestimmung von Selbstbelastung und Selbstbezichtigung

3. Selbstbelastungsfreiheit und Unschuldsvermutung

4. Selbstbelastungsfreiheit als „gutes Recht“

5. Prognostische Wertigkeit legitimer Selbstbegünstigung

IV. Fazit zu Tatverleugnung und Selbstbelastungsfreiheit

H. Fazit zum Problem der Tatverleugnung im Recht

Zusammenfassung und Ausblick

Literaturverzeichnis

Personen- und Sachverzeichnis

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