Chapter
1. Kapitel: Facetten und Strukturen des nemo-tenetur-Satzes
I. Vorbemerkung: Zugang zu einer unübersichtlichen Diskussion
II. Elemente des Schweigerechts in der Vernehmung
1. Gewährleistete Schweigethemen
4. Das Zwangsmittelverbot
a) Beweismethodenverbote: § 136a StPO
b) Keine Benachteiligung des schweigenden Beschuldigten
aa) Strafzumessungsentscheidung
5. Schutz der Aussagefreiheit durch Verfahrensrechte
III. Mitwirkungsfreiheit im Ermittlungsverfahren
1. Handlungs- und Duldungspflichten
2. Heimliche Ermittlungen und der Schutz vor Täuschung
b) Sonstige Formen der verdeckten Ermittlung
IV. Selbstbelastungsfreiheit außerhalb der Beschuldigtenrolle
1. Die strafprozessuale Indienstnahme des Dritten
a) Das Schweigerecht des Zeugen
b) Schweigerecht bei ungeklärter Prozessrolle
c) Strafprozessuale Inanspruchnahme Unverdächtiger
2. Selbstbelastungsschutz im außerstrafprozessualen Kontext
c) Dokumentations- und Vorlagepflichten
d) Insbesondere: Besteuerungsverfahren
1. Drohende nichtstrafrechtliche Sanktion
2. Angehörigenschutz durch nemo tenetur?
3. Adressaten des nemo-tenetur-Satzes
VI. Insonderheit: Straftatbestandliche Selbstbelastung?
1. Selbstanzeigepflichten
2. Selbstbegünstigungsprivilegien
3. Straftatbestandliche Selbstbelastungspflichten
VII. Fazit: Rekonstruktion des vorherrschenden nemo-tenetur-Konzeptes
1. Gehalt der Selbstbelastungsfreiheit
2. Normstruktur der Selbstbelastungsfreiheit
3. Am Rande: Zum Vokabular
2. Kapitel: Das Untersuchungsprogramm
I. Über die Stoßrichtung des anschließenden Vorgehens
II. Beispiele einer methodisch fragwürdigen Praxis
III. Fazit: Die erforderlichen Arbeitsschritte
Teil 2: Anforderungen an die nemo-tenetur-Konkretisierung
3. Kapitel: Das Rechtsgewinnungsverfahren
I. Abriss zur Strukturierenden Rechtslehre
1. Das Normkonkretisierungsmodell (Ablauf der Normkonstruktion)
2. Fachexterne Bestätigung der theoretischen Grundannahmen
3. Besonderheiten wissenschaftlich-dogmatischer Normkonkretisierung
b) Sozialwissenschaft in der derzeitigen Straf- und Strafprozessrechtsdogmatik
c) Wissenschaftlich-dogmatische Arbeitsweise aus Sicht der Strukturierenden Rechtslehre
II. Methoden der straf- und strafprozessrechtswissenschaftlichen Dogmatik
2. Analyse straf- und strafprozessrechtlicher Normprogramme
a) Normtextbezogene Konkretisierungselemente
b) Insbesondere: Das teleologische Argument
bb) Strafprozessuale Regelungszwecke
c) Nichtnormtextbezogene Konkretisierungselemente
3. Analyse straf- und strafprozessrechtlicher Normbereiche
III. Konsequenzen für die rechtswissenschaftliche Arbeit an nemo tenetur
4. Kapitel: Systematische Rahmenstruktur von nemo tenetur
I. Vielstimmigkeit der nemo-tenetur-Rechtsquellen
II. Selbstbelastungsfreiheit im hierarchischen Teil des Normnetzwerks
1. Das Verhältnis von Grundrechten und Gesetz
a) Nachrang und Grundrechtsorientierung einfachen Rechts
b) Grundrechtsausgestaltung durch einfaches Recht
2. Nemo tenetur zwischen Grundrecht und Gesetz
III. Selbstbelastungsfreiheit im horizontalen Teil des Normnetzwerks
1. Einheit der Rechtsordnung als nutzlose Fiktion
2. Die fragmentwahrende Strafrechtsauslegung
a) Wechselwirkungen von Straf- und Strafverfahrensrecht
b) Kollision von impliziten und expliziten Verhaltensnormen
c) Strafrecht und fragmentwahrende Auslegung
Teil 3: Grundfragen des nemo-tenetur-Satzes
5. Kapitel: Sachbezug der Selbstbelastungsfreiheit
I. Das Beschuldigtengeheimnis und sein rechtlicher Schutz
1. Geheimnisorientierung als soziales Handlungsmuster
a) Soziale Relevanz des Geheimnisses
2. Geständnisorientierung als soziales Handlungsmuster
a) Die Ausbreitung des Geständnisses
b) Kultureller Nachrang des Geständnisses
3. Geheimhaltung im Strafrechtssystem
a) Die „Rezeption“ des Geheimnismusters durch das Recht
b) Geheimnis und Geständnis in der Prozesswelt
aa) Verteidigung und Geheimhaltung
bb) Geständnis als Handlungsziel
cc) Die kommunikative Produktion des Geständnisses
dd) Geständnis per Interaktionsdeutung
ee) Exkurs: Verdecktes Enthüllen
II. Notwendigkeit des Geheimnisschutzes?
1. Nemo tenetur und individuelle Belange
a) Ein nüchterner Vorschlag
b) Der grundsätzliche Einwand
2. Legitimation des Verfahrens
3. Akkusatorische Beweisstruktur
4. Kompensatorische Prozessrollengestaltung
5. Schlussbemerkung: Begrenzte Rationalität der Freiheitsrechte
6. Kapitel: Geschichte des nemo-tenetur-Satzes
I. Die Phase des Selbstbezichtigungszwangs
1. Das mittelalterliche Anklageverfahren
2. Das frühe Inquisitionsverfahren
4. Fortschreibung des Inquisitionsverfahrens
II. Die Genese positivierter Mitwirkungsfreiheiten
1. Auflösung alter Prozessstrukturen
2. Die Grundlage für den Wegfall des Aussagezwangs
3. Der Reformdiskurs zur Mitwirkungsfreiheit
4. Die reichseinheitliche Einführung der Geständnisfreiheit
5. Die Selbstbelastungsfreiheit unter dem Reichsstrafprozessrecht
6. Weimarer Zeit und Nationalsozialismus
7. Strafprozessgesetzgebung nach 1945
8. Rechtsdogmatischer Ertrag
7. Kapitel: Verfassungsrechtliches Fundament
I. Rechtsgrundlagenbestimmung: „Vorverständnis und Methodenwahl“
1. Kritik des herkömmlichen Vorgehens
a) Die Suche nach einem Geltungs-Alibi
b) Die Mängel der „Steckbriefmethode“
2. Transparente Hermeneutik
II. Verfassungsrechtliche Strafvereitelungsfreiheiten
1. Die Devise vom „weiten“ Grundrechtstatbestand
2. Einzelgrundrechtliche Strafvereitelungsfreiheiten
a) Die allgemeinen Abwehrrechte
aa) Schutz vor staatlicher Ermittlung
bb) Insonderheit: Persönlichkeitsrechte
cc) Abwehrrechte aus der Menschenwürde?
b) Schutzeffekt von Handlungsrechten
aa) Allgemeine Handlungsfreiheit
bb) Meinungsäußerungsfreiheit
cc) Gewissensausübungsfreiheit
c) Spezifische prozessuale Verbürgungen
aa) Verfahrensgrundrechte
8. Kapitel: Nemo tenetur als Grundrechtsausschnitt
I. Der zu nemo tenetur gehörende Grundrechtskomplex
1. Stellenwert der nemo-tenetur-Formel
2. Auswahl des zu nemo tenetur gehörenden Grundrechtskomplexes
a) Merkmale des Schutzgegenstands
b) Die Rechtsgrundlagen-Familie
II. Gewährleistungsstrukturen
2. Personelle Gewährleistungen
Teil 4: Selbstbelastungsfreiheit und Strafrecht
9. Kapitel: Strafrechtliche Einwirkung auf nemo tenetur
I. Unterschiede strafgesetzlicher Grundrechtsrelevanz
II. Strafgesetzliche Eingriffe in nemo-tenetur-Grundrechte
1. Tatbestandsimplizite Verhaltensnormen
a) Eingriff durch finale Selbstbelastungspflichten
b) Eingriff durch finales Verbot aktiver Verheimlichung
c) Geheimhaltungserschwernis als mittelbarer Eingriff
aa) Nicht-imperative Geheimhaltungshindernisse
bb) Eingriffswert nicht-imperativer Erschwernisse
3. Nemo-tenetur-Eingriff durch Sanktionsakte
a) Strafschärfung wegen Nachtatverhaltens
b) Eingriff durch materiell-strafrechtliche Angebote?
aa) Das dogmatische Problem
bb) Die unproblematischen Angebotsfälle
cc) Die eingriffswertigen Angebotsfälle
III. Fortbildung der nemo-tenetur-Grundrechte durch Eingriffsverzicht
1. Straftatbestandliche Privilegierungen
2. Unvollkommene Privilegierungen
3. Klarstellend: Rest-Eingriffe durch Privilegierungsgrenzen
IV. Strafrechtsschutz der nemo-tenetur-Grundrechte
10. Kapitel: Verfassungsmäßigkeit des nemo-tenetur-Strafrechts
I. Verfassungsmäßigkeit des Verhaltensregimes
1. Ziele strafrechtlicher Verhaltensnormen
2. Eignung strafrechtlicher Verhaltensnormen
3. Erforderlichkeit strafrechtlicher Verhaltensnormen
a) Zweckverfolgung durch nicht-imperative Alternativen
b) Zweckverfolgung durch alternative Strafnormen
c) Zweckverfolgung durch anderweitige Strafnormen
4. Angemessenheit der strafrechtlichen Verhaltensnormen
b) Verfügbare Abwägungsposten
aa) Bemakelung des Geheimhaltungsinteresses?
bb) Aufwertung der kollidierenden Güter?
cc) Selbstbelastungszwang zur Strafverfolgung?
II. Verfassungsmäßigkeit des Sanktionsregimes
1. Strafbewehrung und Strafprivilegien
III. Nemo-tenetur-schützendes Strafrecht
11. Kapitel: Prozessrechtsbindungen des nemo-tenetur-Strafrechts
I. Zur Erinnerung: Das Verfahren der fragmentwahrenden Auslegung
II. Fragmentwahrende Auslegung des Selbstbelastungs-Strafrechts
1. Prozessverhalten des Angeklagten
a) Drittbeeinträchtigende Verfahrenseinlassung
b) Beweislagentrübung mittels Beweisantrags
bb) Reichweite des Beweisantragsrechts
c) Strafbarkeit und Non-Aktivität
aa) Schweigen als Unterlassensbeihilfe?
bb) Aktivbeihilfe durch schweigeadäquates Verhalten?
cc) Prozessrechtliche Schweigeerlaubnis
2. Prozessuale Aktionsformen des Verteidigers
a) Strafvereitelung per Anwaltsratschlag?
b) Strafbarkeit der Informationsweitergabe?
3. Geheimniswahrung in der Zeugenrolle
a) Zeugenstatus trotz Beteiligungsverdachts?
b) Verfahrensfehler und Falschaussage
aa) Prozesspflicht zum wahren Zeugnis
bb) Beispiel: Falschaussage nach Belehrungsdefizit
12. Kapitel: Praktische Konkordanz im Selbstbelastungs-Strafrecht
I. Vorauswahl der Konkordanzmodelle
1. Lösungen im Produktionskontext
a) Suspendierung der strafrechtlichen Verhaltensnorm
b) Sekundärrechtliche Konzession
c) Insbesondere: Der Zumutbarkeitsvorbehalt
d) Konfliktmindernde Tatbestandsauslegung
2. Lösungen im Verwendungskontext
a) Entschärfung des Wissens
aa) Durch nachtatliche Normtreue konditionierter Sanktionsverzicht
bb) Durch nachtatliche Normtreue konditionierte Sanktionsmilderung
b) Schranken der Wissensverwendung
II. Rechtsmethodische Zulässigkeit der Konkordanzmodelle
1. Begründung des Beweisverwertungsverbots
a) Die konstitutionelle Rechtsgrundlage
b) Zur Ausgestaltung des Verwertungsverbots
c) Ausnahmen vom Verwertungsverbot durch einfaches Recht?
2. Begründung des Strafmilderungsmodells
3. Verhältnis von beweis- und strafzumessungsrechtlicher Lösung
III. Das Programm der konfliktmindernden Tatbestandsauslegung
1. Tatbestandslosigkeit bagatellschädigender Geheimhaltung
4. Vorrang der materiell-strafrechtlichen vor der prozessualen Lösung
5. Exemplarische Konsequenzen