Description
Gegenstand der Untersuchung ist die in der zeitgenössischen völkerstrafrechtlichen Rechtsprechung seit der Berufungsentscheidung des UN-Kriegsverbrechertribunals für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) im Verfahren Prosecutor v. Duško Tadic aus dem Jahr 1999 in das Zentrum der Aufmerksamkeit gerückte Lehre vom Joint Criminal Enterprise. Diese dort erstmals vom ICTY explizit angewandte Doktrin hat ihren rechtsdogmatischen Ursprung im ENen Common Law und erfreut sich in der Spruchpraxis der Ad-hoc-Gerichte seither größter Beliebtheit, um den auf völkerstrafrechtlicher Ebene vorzufindenden Schwierigkeiten bei der Aufklärung und effektiven Verfolgung von Kollektiv- bzw. Massenverbrechen zu begegnen.
Der Autor nimmt die Entscheidung im Tadic-Verfahren zum analytischen Ausgangspunkt und untersucht u.a., ob und inwieweit die im Urteil zitierten historischen Quellen geeignet sind, die von der Rechtsmittelkammer entwickelten Prinzipien zu stützen. Im Anschluss daran wird die Verankerung der Rechtsfigur im nationalen Recht von zehn ausgewählten Staaten des Common Law- und des Civil Law-Rechtskreises (England, Australien, Südafrika, Kanada, USA, Deutschland, Frankreich, Spanien, Österreich, Italien) untersucht. Nach einer kritischen Würdigung der Haftungsfigur folgen Überlegungen zur Frage ihrer Vereinbarkeit mit Artikel 25 Abs. 3 des Römischen Statuts des Internationalen Strafgerichtshofes (IStGH-Statut) und Schlussbetrachtungen.
Im Kern ist der Verfasser der Ansicht, dass es bei Anwendung des für die Zukunft des materiellen Völkerstrafrechts maßgeblichen IStGH-Statuts bereits de lege lata keines Rückgriffs auf die Grundsätze des JCE bedarf, weil die sog. »Führungstäter« regelmäßig als mittelbare Täter i.S.d. Artikels 25 Abs. 3 (a) 3. Fall IStGH-Statut oder nach den Grundsätzen der Vorgesetztenverantwortlichkeit gemäß Artikel 28 IStGH-Statut bestraft werden können, während die Organisations- und Ausführungstäter (allein) als Mittäter nach Artikel 25 Abs. 3 (a) 2. Fall IStGH-Statut zur Verantwortung zu ziehen sind.
Chapter
B. Entwicklung der Rechtsfigur des JCE
I. Die Tadić-Entscheidung des ICTY
1. Rechtstatsächlicher Hintergrund und Prozessgeschichte
2. Der zweite Grund des Cross Appeal der Staatsanwaltschaft
3. Die rechtlichen Ausführungen der Berufungskammer
4. Die Anwendung der Doktrin auf Tadic
II. Historische Vorbilder
1. Die Nürnberger Urteile
a) Der Hauptkriegsverbrecherprozess
d) Der Einsatzgruppen-Prozess
bb) Trial of Holzer et al.
cc) Trial of Gustav Alfred Jepsen and Others
dd) Trial of Franz Schonfeld and Nine Others
dd) Velpke Children’s Home Trial
cc) Italienische (Nachkriegs-)Rechtsprechung
III. Die Rechtsprechung des ICTY/ ICTR nach Tadić
a) Prosecutor v. Furundzija (1998 / 2000)
b) Prosecutor v. Krstić (2001 / 2004)
c) Prosecutor v. Vasiljević (2002 / 2004)
d) Prosecutor v. Simić et al. (2003 / 2006)
e) Prosecutor v. Brdjanin (2004 / 2007)
f) Prosecutor v. Rwamakuba (2004 / 2006)
g) Prosecutor v. Ntakirutimana & Ntakirutimana (2003 / 2004)
h) Prosecutor v. Simba (2005 / 2007)
a) Prosecutor v. Kvocka et al. (2001 / 2005)
b) Prosecutor v. Krnojelac (2002 / 2003)
c) Prosecutor v. Limaj et al. (2005 / 2007)
a) Prosecutor v. Krstić (2001 / 2004)
b) Prosecutor v. Stakić (2003 / 2006)
C. Rechtsvergleichende Analyse
I. Methode und Ziel der Untersuchung
II. Die einzelnen Länderberichte
aa) Allgemeine Beteiligungsregeln
bb) Haftung aufgrund gemeinsamen Tatplanes
cc) Alternative Formen der Bekämpfung kollektiver Kriminalität
aa) Allgemeine Beteiligungsregeln
bb) Haftung aufgrund gemeinsamen Tatplanes
cc) Alternative Formen der Bekämpfung kollektiver Kriminalität
aa) Allgemeine Beteiligungsregeln
bb) Haftung aufgrund gemeinsamen Tatplanes
cc) Alternative Formen der Bekämpfung kollektiver Kriminalität
aa) Allgemeine Beteiligungsregeln
bb) Haftung aufgrund gemeinsamen Tatplanes
cc) Alternative Formen der Bekämpfung kollektiver Kriminalität
aa) Allgemeine Beteiligungsregeln
bb) Haftung aufgrund gemeinsamen Tatplanes
cc) Alternative Formen der Bekämpfung kollektiver Kriminalität
aa) Allgemeine Beteiligungsregeln
bb) Haftung aufgrund gemeinsamen Tatplanes
cc) Alternative Formen der Bekämpfung kollektiver Kriminalität
aa) Allgemeine Beteiligungsregeln
bb) Haftung aufgrund gemeinsamen Tatplanes
cc) Alternative Formen der Bekämpfung kollektiver Kriminalität
aa) Allgemeine Beteiligungsregeln
bb) Haftung aufgrund gemeinsamen Tatplanes
cc) Alternative Formen der Bekämpfung kollektiver Kriminalität
aa) Allgemeine Beteiligungsregeln
bb) Haftung aufgrund gemeinsamen Tatplanes
cc) Alternative Formen der Bekämpfung kollektiver Kriminalität
aa) Allgemeine Beteiligungsregeln
bb) Haftung aufgrund gemeinsamen Tatplanes
cc) Alternative Formen der Bekämpfung kollektiver Kriminalität
aa) Allgemeine Beteiligungsregeln
bb) Haftung aufgrund gemeinsamen Tatplanes
cc) Alternative Formen der Bekämpfung kollektiver Kriminalität
aa) Allgemeine Beteiligungsregeln
bb) Haftung aufgrund gemeinsamen Tatplanes
cc) Alternative Formen der Bekämpfung kollektiver Kriminalität
III. Zusammenfassende Vergleichsbetrachtung
1. Lösung mit Hilfe spezieller Tatbestände bzw. Delikte
2. Lösung mit Hilfe allgemeiner Zurechnungsregeln
a) Subjektive Haftungsvoraussetzungen
b) Objektive Haftungsvoraussetzungen
c) Behandlung von Exzesstaten
d) Die Anwendung der nationalen Zurechnungsregeln auf Tadić
I. JCE vs. Nullum crimen sine lege-Grundsatz
II. JCE vs. In dubio pro reo-Grundsatz
III. JCE vs. Individualschuldgrundsatz
IV. Notwendigkeit von Haftungsbegrenzungen
1. Objektive Haftungsbegrenzungen
2. Subjektive Haftungsbegrenzungen
3. Sonderfall „specific intent“
E. Die Anwendung von JCE vor dem IStGH
I. Beteiligungsformen nach Artikel 25 Abs. 3 IStGH-Statut
II. Vereinbarkeit von JCE mit Artikel 25 Abs. 3 IStGH-Statut
F. Abschlussbewertung (Thesen) und Ausblick
I. Veröffentlichte Quellen
Rechtsprechungsverzeichnis