Chapter
A. Ausgangsbetrachtung: Der medizinische Fortschritt als Herausforderung für Recht und Gesellschaft
B. Zielsetzung und Gang der Untersuchung
A. Das Feld der Neulandmedizin
I. Personale Beziehungsmodelle
1. Der Kreis der Arzt-Patient-Beziehung
2. Der Kreis der Gesundheitspolitik und Gesundheitsversorgung
a) Teilbereich: Gesundheitsfürsorge
b) Teilbereich: Generierung medizinischer Ressourcen
c) Teilbereich: Verteilung von gespendeten "Ressourcen"
3. Der Kreis der Gesundheitserwartungen und des Gesundheitsverhaltens ("kultureller Bereich")
II. Sachlich-ethische Fragestellungen in der modernen Medizin
1. Bereich der Bioethik und dessen Zuordnung zum "kulturellen Bereich"
2. Bereich der Gesundheitsethik und dessen Zuordnung zum "strukturellen Bereich"
3. Bereich der Medizinethik und dessen Zuordnung zum Bereich der Arzt-Patient-Beziehung
III. Zusammenfassung: Zuordnung sachlicher Fragestellungen zu personalen Beziehungsmodellen
B. Entscheidungsleitsysteme Recht, Ethik und Naturwissenschaften
1. Die anthropologische Dimension des Rechts
2. Die kommunikative Dimension des Rechts
3. Die soziologische Dimension der Rechtssicherheit
4. Das Prinzip der Gerechtigkeit
II. Freiberuflichkeit und rechtliche Standardisierung
III. Grenzen des Rechts im Bereich der Neulandmedizin
1. Ausgangspunkt der Betrachtung: unbestimmte Rechtsbegriffe
a) Implementierung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse in das Recht
b) Implementierung sozialwissenschaftlicher Erkenntnisse in das Recht
c) Umdeutungsmöglichkeiten wertungsbedürftiger Normen
2. Verfassungsrecht und Menschenwürde als Wertordnung
a) Annäherungen an den Schutzbereich der Menschenwürde
aa) Die klassische Werttheorie
cc) Die bundesverfassungsgerichtliche Negativdefinition
dd) Die gemischt objektiv-subjektive Formel
b) Neulandmedizinische Operationalisierungsgrenzen des Menschenwürdeverständnisses
aa) Reproduktionsmedizinische Diagnostik und Menschenwürde
(1) Präimplantationsdiagnostik und pränatale Diagnostik
(2) Gesetzliche Regelung der Präimplantationsdiagnostik
bb) Gentherapie und Menschenwürde
cc) Arzneimittelforschung und Menschenwürde
3. Rechtsphilosophischer Inkurs: Das Problem der methodenreinen Rechtserkenntnis
4. Praktischer Exkurs: Wissenschaftlicher Fortschritt und rechtliche Reaktion
1. Terminologische Erläuterung
a) Die ethischen Fragen zur Todeszeitpunktbestimmung
b) Die ethischen Fragen in der Transplantationsmedizin und der Organallokation
aa) Bestimmung medizinischer Faktoren
bb) Bestimmung moralphilosophischer Faktoren
cc) Exkurs: Demokratiestaatliches Defizit bei der Bestimmung der Allokationskriterien
c) Die ethischen Fragen zum Lebensbeginn
d) Die ethischen Fragen zur Gentherapie und einer weitergehenden "Verbesserung des Menschen" (Enhancement)
e) Die ethischen Fragen bei der klinischen Erprobung von Arzneimitteln
3. Ethische Begründungsmodelle
a) Deontologische Begründungsmodelle und das ethische Begründungsdilemma
b) Tugendethische Begründungsmodelle und das Pluralismusproblem
c) Utilitaristische Begründungsmodelle und die Trümpfe der Freiheit
V. Wege zu einer universalisierbaren (Medizin-)Ethik
1. Grundprinzipien menschlicher Existenz
b) Zeitlichkeit und Zufälligkeit
2. Medizinethischer Konstruktivismus: Der Prinzipienansatz
a) "Respect for Autonomy" und "informed consent"
aa) (Einwilligungs-)Voraussetzungen
bb) Aufklärungsbestandteile und Einwilligungsbestandteile
b) "Nonmaleficence" und "Beneficence"
3. Chancen und Grenzen des Prinzipienansatzes
C. Normative Einfallstore für die Moralphilosophie im Recht der Neulandmedizin
I. Medizinethik in internationalen medizinischen Konventionen und Kodizes
1. Das hippokratische Vermächtnis
3. Die Deklaration von Helsinki
4. Das Übereinkommen über Menschenrechte und Biomedizin
5. Richtlinien des Rates der Internationalen Organisation der Medizinischen Wissenschaften
6. Der Internationale Pakt über bürgerliche und politische Rechte
II. Medizinethik im Europarecht
1. Europäisches Arzneimittelrecht
a) Europäisches Arzneimittelzulassungsrecht
b) Europäisches Arzneimittelprüfungsrecht
aa) Die ICH-Leitlinie zur guten klinischen Praxis
bb) Europäische Richtlinien zur guten klinischen Praxis
c) Europäisches Medizinprodukteprüfungsrecht
III. Medizinethik im deutschen Recht
1. Arzneimittelprüfungsrecht
a) Implementierung medizinethischer Prinzipien in das AMG
b) Operationalisierung der medizinethischen Prinzipien
aa) Schadensvermeidung und Wohlergehen
(1) Ermittlung der gesetzlich vorgesehenen Abwägungsparameter
(2) Nutzen-Risiko-Abwägung
bb) Selbstbestimmungsrecht (Patientenautonomie)
2. Ärztliches Berufs- und Standesrecht
3. Medizinprodukteprüfungsrecht
4. Röntgen- und Strahlenschutzrecht
5. Stammzellenforschungsrecht
a) Naturwissenschaftliche Vertretbarkeit des Forschungsvorhabens
b) Ethische Vertretbarkeit des Forschungsvorhabens
a) Hyperimmunisierung des Spenders (§ 8 TFG)
b) Separation von Blutbestandteilen und medikamentöse Vorbehandlung des Spenders (§ 9 TFG)
8. Kosten-Nutzen-Bewertungen im gesetzlichen Krankenversicherungsrecht
IV. Zwischenergebnis (Systematische Gesamtbetrachtung)
A. Die Institutionalisierung der Medizinethik: eine historische und systematische Betrachtung medizinethischer Expertengremien in Deutschland
B. Politische Ethikgremien (Ethikräte)
I. Parlamentarischer Beirat zu Fragen der Ethik in den Lebenswissenschaften (Ethikbeirat)
1. Enquete-Kommissionen als parlamentarisch eingesetzte Sachverständigengremien
2. Ausschüsse als parlamentarische Aufbereitungsgremien
II. Der Nationale Ethikrat
1. Staatsorganisationsrechtliche und funktionelle Betrachtung
2. Verfassungsrechtliche Beurteilung des Nationalen Ethikrates
a) Rechts- und Demokratiestaatlichkeitsprobleme durch Institutionalisierung eines weisungsfreien (ministerialfreien) Raums
aa) Ministeriale Verantwortlichkeit als staatsorganisationsrechtlicher "Normalfall"
bb) Ministerialfreiheit im System der Sachverständigenberatung
b) Verfassungsrechtliche Rechtfertigung ministerialfreier Räume
aa) Rechtfertigungsprämisse: grundsätzliche Zulässigkeit ministerialfreier Räume
(1) Modell 1: Parlamentarischer Verzicht
(2) Modell 2: Grundrechtliche Organisationsvorgaben
(3) Modell 3: Verfassungsrechtlich vorgesehene Freiräume
(4) Modell 4: Funktionsgerechte Organisationsstrukturen
(a) Das Effektivitätsgebot als Begründungsansatz
(b) Effektivität durch diskursiv erzeugte Akzeptabilität
bb) Rechtfertigungsvoraussetzungen: Demokratiestaatliche Rückkopplung weisungsfreier Diskursräume
(1) Komponente 1: Sachlich-inhaltliche Legitimation (Vorbehalt des Gesetzes und Rechtsaufsicht)
(a) Strukturelement "Institutionalisierung des Konflikts"
(b) Strukturelement "Entscheidungsgrundlagen", "Entscheidungsreichweite" und "Rechtsaufsicht"
(c) Strukturelement "Transparenz"
(d) Strukturelement "Gremienzusammensetzung"
(e) Strukturelement Beteiligungsmöglichkeit
(2) Komponente 2: Personell-organisatorische Legitimation
cc) Ergebnis zur Untersuchung über die Zulässigkeit ministerialfreier Räume
c) Notwendigkeit einer formellrechtlichen Grundlage
aa) Organisationsgewalt als kompetentielle Grundlage
bb) Funktionsakzessorietät als kompetentielle Grundlage
d) Zusammenfassung der verfassungsrechtlichen Beurteilung des Nationalen Ethikrates
III. Der Deutsche Ethikrat
1. Formelle Verfassungsmäßigkeit des EthRG
2. Materielle Verfassungsmäßigkeit des EthRG
a) Rechts- und demokratiestaatliche Probleme
b) Legitimationsverantwortung des Staates durch verfahrensbezogene Normvorgaben
aa) Strukturelement "Entscheidungsreichweite", "Entscheidungsgrundlagen" und "Rechtsaufsicht"
bb) Strukturelemente "Gremienzusammensetzung" und "Transparenz"
cc) Strukturelement Beteiligungsmöglichkeit
3. Ergebnis zum Deutschen Ethikrat
IV. Der Gemeinsame Bundesausschuß und das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)
1. Organisations- und verfahrensrechtliche Betrachtung des IQWiG
2. Rechtfertigung des ministerialfreien Raums
a) Funktionalitätsargument: Gesundheitssystemsteuerung als ethischer Diskursraum
b) Legitimationskomponenten
aa) Sachlich-inhaltliche Legitimation
(1) Strukturelement "Entscheidungsgrundlagen"
(2) Strukturelemente "Beteiligungsmöglichkeit" und "Transparenz"
(3) Strukturelement "Rechtsaufsicht"
bb) Personelle Legitimation
c) Gemeinsamer Bundesausschuß und IQWiG: demokratiestaatlich notwendige Verfahrenskorrekturen
C. Administrative Ethikgremien (Ethik-Kommissionen)
I. Topologie administrativer Ethikgremien
1. Die berufsrechtliche Perspektive
a) Berücksichtigung von Belangen Dritter
b) Grundrechtsbeeinträchtigung der Kammermitglieder
2. Die ordnungsrechtliche Perspektive
a) Ethik-Kommissionen im Arzneimittelrecht
aa) Organisationsrechtliche Begutachtung
(1) Die Rechtslage vor der 12. AMG-Novelle
(2) Die Rechtslage nach der 12. AMG-Novelle
(a) Modell 1: Einrichtung bei Landesbehörden (Bremen, Berlin, Sachsen-Anhalt)
(b) Modell 2: Einrichtung bei Universitäten und Ärztekammern (übrige Bundesländer)
bb) Verwaltungsverfahresrechtliche Begutachtung unter besonderer Berücksichtigung des Berliner Modells
(1) Behördeneigenschaft der Ethik-Kommissionen
(2) Tätigkeit im Rahmen eines Verwaltungsverfahrens nach § 9 VwVfG
(a) Außenwirkung der Voten
(b) Verwaltungsaktsqualität des Votums
(3) Nachträgliche Korrekturmöglichkeiten und Anwendbarkeit der verwaltungsverfahrensrechtlichen Landesvorschriften
cc) Analyse des Prüfungsmaßstabes
(1) Streng formalistische Position
(2) Materiell-moralphilosophische Position
dd) Begründung einer Beurteilungsermächtigung
(1) Variante 1: Prognostische Beurteilung durch ein Sachverständigengremium
(2) Variante 2: Verfahrensrechtliche Verantwortungszuweisung
b) Ethik-Kommissionen im Medizinproduktrecht
aa) Bundes- und landesrechtliche Regelungskompetenzen
bb) Organisations- und verwaltungsrechtliche Begutachtung
(1) Behördeneigenschaft der Ethik-Kommissionen
(a) Die Rechtslage vor der 4. MPG-Novelle
(b) Die Rechtslage nach der 4. MPG-Novelle
(2) Exkurs: Die Rolle der freien Ethik-Kommissionen
(3) Tätigkeit im Rahmen eines Verwaltungsverfahrens nach § 9 VwVfG
(a) Verwaltungsaktsqualität des Votums der Ethik-Kommission nach § 20 Abs. 1 Satz 1 MPG
(aa) Die Rechtslage vor der 4. MPG-Novelle
(bb) Die Rechtslage nach der 4. MPG-Novelle
(b) Anwendbarkeit der verwaltungsverfahrensrechtlichen Landesvorschriften
cc) Analyse des Prüfungsmaßstabes
dd) Begründung einer Beurteilungsermächtigung
c) Ethik-Kommissionen im Röntgen- und Strahlenschutzrecht
d) Ethik-Kommissionen im Stammzellenrecht
e) Ethik-Kommissionen im Transfusionsrecht
f) Ethik-Kommissionen im Transplantationsrecht
aa) Die Gutachterkommission nach § 8 Abs. 3 Satz 2 TPG
bb) Die Vermittlungsstelle nach § 12 TPG
II. Rechts- und Demokratiestaatlichkeitsprobleme bei der Institutionalisierung eines weisungsfreien (ministerialfreien) Raums
1. Unabhängigkeit der Ethik-Kommissionen
2. Demokratiestaatliche Kompensationsfaktoren
a) Funktionsbedingte Weisungsunabhängigkeit
aa) Sachlich-inhaltliche Legitimation
(1) Ethik-Kommissionen im Arzneimittel- und Medizinprodukterecht
(a) Strukturelement "Rechtsaufsicht"
(b) Strukturelemente "Entscheidungsgrundlagen" und "Verfahrensgang"
(c) Strukturelement "Transparenz" und "Beteiligungsmöglichkeit"
(d) Strukturelement "Gremienzusammensetzung"
(e) Unzureichende Nutzung der Regelungskompetenzen
(2) Zentrale Ethik-Kommission für Stammzellenforschung
(3) Ethik-Kommissionen im Röntgen-, Strahlenschutz- und Transfusionsrecht
bb) Personell-organisatorische Legitimation
3. Diskursive Kompensation von Bestimmtheitsdefiziten
D. Medizinethische Expertengremien und staatliche Neutralität
I. Problemaufriß: Staatliche Neutralität bei Grundrechtskonflikten
II. Entwicklung des Neutralitätskonzepts
1. Strategischer Liberalismus
2. Moralphilosophischer Liberalismus
3. Grundrechtlicher Liberalismus
a) Die Diskriminierungssystematik bei Tugendhat
b) Rawls’ Konzept der Gerechtigkeit
c) Zwei Einwände gegen die "Freiheit unter Gleichen"
aa) Benachteiligung durch Neutralität?
bb) Zerstörung des "bonum commune"?
III. Verfassungsrechtliche Verankerung
IV. Operationalisierung des Neutralitätsgrundsatzes in lebenswissenschaftlichen Problemfeldern
1. Teleologische Interpretation des Neutralitätsgebots
a) Theorie der subjektbezogenen Neutralität
b) Anwendungsbeispiele subjektbezogener Neutralität
bb) Enhancement-Technologien
2. Teleologische Auslegung der medizinethischen Tatbestandsmerkmale
a) Diskursive Ethik als neutraler Entscheidungsquell
b) Strukturelle Anforderungen an das diskursive Verfahren
aa) Konsensualität und Akzeptabilität
bb) Subjektive Ethik im egalitären Diskurs
c) Ethik-Kommissionen als institutionalisierter Ethikdiskurs
aa) Administrative Ethikgremien (Ethik-Kommissionen)
bb) Politische Ethikgremien (Ethikräte)
Zusammenfassung in Leitsätzen