Parallelverfahren und Justizgewährung :Zur Verfahrenskoordination nach europäischem und deutschem Zivilprozessrecht am Beispiel taktischer "Torpedoklagen"

Publication subTitle :Zur Verfahrenskoordination nach europäischem und deutschem Zivilprozessrecht am Beispiel taktischer "Torpedoklagen"

Author: Christine Schmehl  

Publisher: Mohr Siebeck‎

Publication year: 2011

E-ISBN: 9783161514418

P-ISBN(Paperback): 9783161507779

Subject: B9 Religion

Language: GER

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Parallelverfahren und Justizgewährung

Description

Christine Schmehl untersucht sogenannte Torpedoklagen, mit denen der Kläger die Rechts­hän­gig­keitssperre des Art. 27 EuGVVO auslösen will, um den Erfolg einer möglichen Kla­ge des Gegners zu verzögern oder faktisch zu entwerten. Diese Prozesstaktik kann vor allem dann aufgehen, wenn vor einem "langsamen" Ge­richt geklagt wird. Die damit ver­bun­de­nen Rechtsfragen gehen über die konkrete Konstellation und die Rolle des Instituts des Rechtsmissbrauchs hinaus: Sie verweisen insbesondere auf die Bedeutung der Gewährleistung ef­fek­­tiven Rechtsschutzes im grenzüberschreitenden Fall und das Verhältnis der Rechtshän­gig­keits­sperre zu anderen Instrumenten der Verfahrenskoordination. Die Autorin schlägt daher den Bogen von der zi­vil­prozessualen Thematik zur Relevanz des grundrechtlichen Justizge­wäh­rungs­anspruchs für die Regelung der Koordination paralleler Verfahren.

Chapter

B. Ziel und weiterer Gang der Untersuchung

Erster Teil: Parallelverfahrenskoordination

§ 2 Parallelverfahrenskoordination nach der ZPO

A. Koordination durch Vorrangregelung

I. Rechtskraft

1. Formelle Rechtskraft

2. Materielle Rechtskraft

3. Die Bindungswirkung der materiellen Rechtskraft

a. Sinn und Zweck der Rechtskraftwirkung

b. Grenzen der Rechtskraftwirkung

c. Konstruktion der Bindungswirkung nach den Rechtskrafttheorien

aa. Materieller Ansatz

bb. Prozessualer Ansatz

(1) Die Bindungslehre

(2) Die Lehre vom ne bis in idem

cc. Vermittelnder Ansatz

dd. Theorienvergleich im Hinblick auf die Eignung zur Zielerreichung

d. Vorliegen eines Rechtskraftkonflikts

e. Besonderheiten ausländischer Entscheidungen

f. Zwischenergebnis

II. Rechtshängigkeit

1. Begriff und Wirkungen der Rechtshängigkeit

a. Definitionen von Rechtshängigkeit

b. Beginn und Beendigung der Rechtshängigkeit

c. Wirkungen der Rechtshängigkeit

d. Abgrenzung zur Anhängigkeit

e. Zwischenergebnis

2. Der Rechtshängigkeitseinwand

a. Voraussetzungen

b. Rechtsfolge

c. Besonderheiten ausländischer Verfahren

3. Rechtsschutzbedürfnis und Feststellungsinteresse

4. Aussetzung eines Parallelverfahrens

III. Abwehrmaßnahmen gegen Parallelverfahren

1. Abwehrklagen auf Leistung oder Unterlassung

2. Abwehrklagen auf Feststellung

3. Abwehr durch Zustellungsverweigerung

B. Koordination durch Konzentration

I. Objektive Klagehäufung

II. Subjektive Klagehäufung

III. Prozessverbindung

IV. Widerklage

V. Streitverkündung und Hauptintervention

C. Koordination durch Vermeidung

I. Vermeidung durch die fakultative Möglichkeit der Aufrechnung

II. Vermeidung durch die Ausgestaltung der Zuständigkeitsordnung

III. Vermeidung durch die Verringerung von sonstigen Anreizen

D. Fazit

§ 3 Parallelverfahrenskoordination nach der EuGVVO

A. Koordination durch Vorrangregelung

I. Rechtskraft

1. Maßgeblichkeit des nationalen Zivilprozessrechts

2. Anerkennung von Rechtskraftwirkungen nach der EuGVVO

a. Gegenstand und Umgang der Anerkennung

b. Voraussetzungen der Anerkennung

aa. Grundlegende Voraussetzungen der Anerkennung

(1) Allgemeine Anwendungsvoraussetzungen der VO

(2) Allgemeine Anforderungen an die Entscheidung

bb. Versagungsgründe

(1) Verstoß gegen den ordre public-Vorbehalt

(2) Schutz des Beklagten

(3) Entscheidungskonflikte

(4) Zuständigkeit des Erstgerichts

c. Verfahrensfragen

aa. Prinzip automatischer Anerkennung

bb. Feststellungsverfahren

cc. Inzidentprüfung

3. Berücksichtigung der Rechtskraftwirkung einer anzuerkennenden Entscheidung

a. Art und Weise sowie Umfang der Wirkung

b. Beachtung von Amts wegen

4. Verfahrenskoordination durch Anerkennung

II. Rechtshängigkeit

1. Begriff, Beginn und Beendigung der Rechtshängigkeit

a. Rechtshängigkeitsbegriff und -wirkungen

b. Zeitraum der Rechtshängigkeit

aa. Rechtshängigkeitsbeginn

bb. Rechtshängigkeitsende

2. Die Rechtshängigkeitssperre des Art. 27 EuGVVO

a. Sinn und Zweck der Rechtshängigkeitssperre

b. Die Tatbestandsvoraussetzungen der Norm

aa. Allgemeine Anwendungsvoraussetzungen

bb. Anhängige Klagen vor Gerichten verschiedener Mitgliedstaaten

(1) Anhängige Klagen im Sinne der Vorschrift

(2) Gerichte im Sinne der Vorschrift

(3) Grenzüberschreitendes Element

cc. Berücksichtigung von Zuständigkeitsgesichtspunkten?

dd. Verfahrensidentität

(1) Anspruchsidentität

(2) Parteiidentität

c. Die Rechtsfolge der Norm

d. Bedeutung der Norm für das Zivilprozessrecht

3. Die Konnexitätsregel des Art. 28 EuGVVO

a. Sinn und Zweck der Konnexitätsregel

b. Aussetzung nach Abs. 1

aa. Die Tatbestandsvoraussetzungen der Norm

(1) Allgemeine Anwendungsvoraussetzungen

(2) Klagen vor Gerichten verschiedener Mitgliedstaaten

(3) Berücksichtigung von Zuständigkeitserwägungen?

(4) Bestehen eines Zusammenhangs, Abs. 3

bb. Die Rechtsfolge der Norm

(1) Inhalt und Grenzen zivilgerichtlichen Ermessens

(2) Ermessenserwägungen bei Art. 28 Abs. 1

c. Klageabweisung nach Abs. 2

aa. Die Tatbestandsvoraussetzungen der Norm

(1) Allgemeine Anwendungsvoraussetzungen

(2) In erster Instanz anhängige Klagen vor Gerichten verschiedener Mitgliedstaaten

(3) Zuständigkeit der angerufenen Gerichte

(4) Bestehen eines Zusammenhangs, Abs. 3

(5) Zulässigkeit der Klagenverbindung

(a) Definition der Klagenverbindung

(b) Ermittlung der maßgeblichen Rechtsordnung

(6) Parteiantrag

bb. Die Rechtsfolge der Norm

d. Verhältnis der beiden Absätze zueinander

4. Die Klageabweisung nach Art. 29 EuGVVO

a. Sinn und Zweck des Art. 29 EuGVVO

b. Die Tatbestandsvoraussetzungen der Norm

aa. Allgemeine Anwendungsvoraussetzungen

bb. Klagen vor Gerichten verschiedener Mitgliedstaaten

cc. Ausschließliche Zuständigkeit aller angerufenen Gerichte

dd. Verfahrensidentität oder Zusammenhang?

c. Die Rechtsfolge der Norm

5. Verhältnis und Abgrenzung der Artt. 27, 28 und 29

III. Abwehrmaßnahmen

B. Koordination durch Konzentration

I. Verbindung von Parallelverfahren

1. Verbindung bei Konnexität nach Art. 28 Abs. 2 EuGVVO

2. Verbindungspotentiale der Zuständigkeitsordnung

a. Allgemeiner Gerichtsstand

b. Ausschließliche Zuständigkeiten

c. Besondere Gerichtsstände

aa. Konzentrationsfördernde besondere Gerichtsstände

bb. Konzentrationsverhindernde besondere Gerichtsstände

d. Spezielle Gerichtsstände

II. Widerklage

C. Koordination durch Vermeidung

I. Vermeidung durch die Ausgestaltung der Zuständigkeitsordnung

II. Vermeidung durch Rechtsangleichung

III. Vermeidung durch sonstige Anreizverringerung

D. Fazit

Zweiter Teil: Die „Torpedoklage“ und der Justizgewährungsanspruch im Zivilverfahren

§ 4 Verfahrensweise und klägerische Motivationen

A. Beschreibung der Verfahrensweise

B. Mögliche Motive zur Erhebung einer Torpedoklage

C. Fazit

§ 5 Der Justizgewährungsanspruch im Zivilverfahren

A. Der Justizgewährungsanspruch nach dem GG

I. Herleitung und Rechtsnatur des Justizgewährungsanspruchs

1. Herleitung des Justizgewährungsanspruchs

2. Rechtsnatur und Struktur

II. Inhalt des Justizgewährungsanspruchs

1. Allgemeines und Abgrenzung zu weiteren Grundrechten

2. Anforderungen und Vorgaben für Zugang und Zeitdauer

a. Anforderungen an den Zugang zur Gerichtsbarkeit

b. Anforderungen in Bezug auf zeitliche Aspekte

c. Rechtliche Vorgaben für Maßnahmen der Parallelverfahrenskoordination

aa. Rechtliche Vorgaben für die Rechtskraft

bb. Rechtliche Vorgaben für die Rechtshängigkeitsregeln

cc. Rechtliche Vorgaben für die Zuständigkeitsregeln

III. Berechtigte und Verpflichtete des Justizgewährungsanspruchs

1. Berechtigte

2. Verpflichtete

IV.Anwendungsbereich des Justizgewährungsanspruchs

V. Missbrauch des Justizgewährungsanspruchs

VI. Maßnahmen zur Durchsetzung des Anspruchs und Sanktionsmöglichkeiten

1. Rechtsbehelfe gegen Verletzungen

2. Sanktions- und Kompensationsmöglichkeiten

a. Sanktionsmöglichkeiten

aa. Dienstaufsichtsbeschwerde gemäß § 26 Abs. 2 DRiG

bb. Strafanzeige wegen Rechtsbeugung nach § 339 StGB

b. Möglichkeiten einer Schadenskompensation

aa. Schadensersatz in Bezug auf Eingriffe der Judikative

bb. Schadensersatz in Bezug auf Eingriffe der Legislative

cc. Schadensersatz in Bezug auf Eingriffe der Exekutive

B. Der Justizgewährungsanspruch nach der EMRK

I. Inhalt des Justizgewährungsanspruchs

1. Allgemeines

2. Anforderungen bezüglich Zugang und Zeitdauer

a. Anforderungen an den Zugang zur Gerichtsbarkeit

b. Anforderungen in Bezug auf zeitliche Aspekte

II. Berechtigte und Verpflichtete des Justizgewährungsanspruchs

1. Berechtigte

2. Mögliche Verpflichtete

a. Mitgliedstaaten des Europarats

b. Europäische Union

c. Privatpersonen

III. Maßnahmen zur Durchsetzung des Justizgewährungsanspruchs

1. Rechtsbehelfe gegen die Verletzung

a. Nationale Rechtsbehelfe

b. Individualbeschwerde nach Art. 34 EMRK

c. Staatenbeschwerde nach Art. 33 EMRK

2. Sanktions- und Kompensationsmöglichkeiten

a. Sanktionen nach Art. 8 EuRat

b. Schadensersatz nach Art. 41 EMRK

C. Der Justizgewährungsanspruch nach EU-Recht

I. Herleitung als europäisches Grundrecht

II. Inhalt des Justizgewährungsanspruchs

1. Allgemeines

2. Anforderungen bezüglich Zugang und Zeitdauer

a. Gewährleistung des Zugangs zur Gerichtsbarkeit

aa. Schutzbereichseinschränkung auf Geltendmachung von Unionsrechten?

bb. Anforderungen an den gerichtlichen Zugang

b. Anforderungen in Bezug auf zeitliche Aspekte

III. Berechtigte und Verpflichtete

1. Berechtigte

2. Verpflichtete

IV. Maßnahmen zur Durchsetzung

1. Rechtsbehelfe gegen die Grundrechtsbeeinträchtigung

a. Rechtsbehelfe auf europäischer Ebene

b. Nationale Rechtsbehelfe

2. Sanktions- und Kompensationsmöglichkeiten

D. Verhältnis der Justizgewährungsansprüche

E. Fazit

Dritter Teil: Vorschläge zum Umgang mit „Torpedoklagen“ und Ergebnisse

§ 6 Der rechtliche Umgang mit „Torpedoklagen“

A. Fallgruppe 1: Problematik der Verfahrensdauer im Erstforum

I. Das Erstverfahren

1. Verpflichtungen des Erstgerichts

a. Entscheidung innerhalb angemessener Frist

b. Vorabentscheidung über die Zuständigkeit?

c. Zwischenergebnis

2. Möglichkeiten einer Missbrauchsabwehr

3. Verfahrenskonzentration durch Widerklage?

4. Nachträgliches Entfallen des Feststellungsinteresses?

5. Generelle Verfahrensaussetzung bei negativer Feststellungsklage?

II. Das Zweitverfahren

1. Vereinbarkeit der Aussetzung mit dem Justizgewährungsanspruch

a. Beeinträchtigung durch Eintritt der Sperrwirkung?

aa. Sperrwirkung als Zugangsbeschränkung

bb. Verhältnismäßigkeit der Beschränkung

(1) Rechtslage bei vorliegender überlanger Dauer

(2) Rechtslage bei voraussichtlich überlanger Dauer

cc. Prüfungspflicht des Zweitgerichts

dd. Zwischenergebnis

b. Beeinträchtigung durch überlange Dauer im Zweitforum

c. Folgerungen

2. Umsetzung der Verpflichtung zur Verfahrensfortführung

a. Bei Anwendung des Art. 27 EuGVVO

b. Bei Anwendung des Art. 28 EuGVVO

c. Bei Anwendung des Art. 29 EuGVVO

3. Weitere Möglichkeiten zum Umgang mit „Torpedoklagen“ im Zweitverfahren

a. Verfahrensfortführung nach gesetzlichem Fristablauf

b. Ausnahme von der Sperrwirkung bei Feststellungsklagen

c. Einstweiliger Rechtsschutz

B. Fallgruppe 2: Problematik der Unzuständigkeit des Erstgerichts

I. Das Erstverfahren

II. Das Zweitverfahren

1. Ausschließliche Zuständigkeit des Zweitgerichts

a. Zuständigkeit kraft Gesetzes

b. Zuständigkeit kraft Parteivereinbarung

2. Nicht-ausschließliche Zuständigkeit des Zweitgerichts

C. Fazit

§ 7 Ergebniszusammenfassung

Literaturverzeichnis

Sachregister

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