Aufklärung als Selbstdeutung :Eine genetisch-systematische Rekonstruktion von Johann Joachim Spaldings "Bestimmung des Menschen" (1748)

Publication subTitle :Eine genetisch-systematische Rekonstruktion von Johann Joachim Spaldings "Bestimmung des Menschen" (1748)

Author: Georg Raatz  

Publisher: Mohr Siebeck‎

Publication year: 2014

E-ISBN: 9783161532924

P-ISBN(Paperback): 9783161532917

Subject: D Political and Legal

Language: GER

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Aufklärung als Selbstdeutung

Description

Johann Joachim Spaldings (1714-1804) Frühschrift "Betrachtung über die Bestimmung des Menschen" (1748) stellt nicht nur einen Klassiker der Aufklärungstheologie dar, sondern hat auch gewichtigen Anteil an der anthropologischen Wende des 18. Jahrhunderts. Ausgehend von der basalen Frage des Menschen nach seiner Bestimmung unternimmt Spalding den Versuch, Moralität und Religion als Funktionen subjektiver Selbstdeutung plausibel zu machen.
Georg Raatz legt den Schwerpunkt seiner biographisch-bildungsgeschichtlichen Analyse auf Spaldings Rezeption des englischen Philosophen Shaftesbury. In systematischer Hinsicht liegt der Fokus auf der literarisch-rhetorischen Figur des Selbstgesprächs, dem Bestimmungsbegriff als Leitperspektive, der Orientierung am Glücksgedanken, der erkenntnistheoretischen Funktion des Empfindungsbegriffs und schließlich den daraus resultierenden Konsequenzen für Spaldings Religionskonzept.
Schließlich zeichnet Raatz das Bestimmungskonzept Spaldings in den Kontext aktueller Debatten um einen deutungstheoretischen Religionsbegriff, die theologische Renaissance des Bestimmungs-, Glücks- und Menschenwürdebegriffs und um das emotional-affektive Moment im Aufbau religiösen Bewusstseins ein. Raatz bringt Spaldings Bestimmungsschrift als einen gewichtigen Beitrag zum bis heute unabgeschlossenen Projekt eines modernen und aufgeklärten Protestantismus zur Geltung.

Chapter

2.1 Die Wiederentdeckung Spaldings in der Theologie

2.2 Philosophische und germanistische Zugänge

3. Thema, Methode, Anlage und Funktion der Arbeit

4. Zitierweise, Siglen und Abkürzungen

I. Frühe Prägung und erste Publikationen

1. Theologische und philosophische Prägungen durch das Studium in Rostock (1731–1733)

2. Christentumsapologetik und Wolff-Rezeption zwischen 1735 und 1740

2.1 Die Disputation (1735)

2.2 Die Dissertation (1736)

2.3 Die Bittschrift (1736/38)

2.4 Die Glückwunsch-Schrift (1738)

2.5 Das Schreiben über die Staats-Gottseligkeit (1740)

3. Spalding im offenbarungstheologischen Diskurs

3.1 Spaldings Vorrede zur Silhouette-Übersetzung (1742/46)

3.2 Spalding im Streit um Mosheims Offenbarungsbegriff

4. Zusammenfassung

II. Spaldings Shaftesburyrezeption

1. Biographisch‑bildungsgeschichtliche Hintergründe

1.1 Die 1. Phase von Spaldings Shaftesburyrezeption in der Peripherie Gottscheds und des Gottschedianismus

1.1.1 Gottscheds Shaftesburyrezeption

1.1.2 Spalding im Einflussbereich Gottscheds

1.1.3 Die „Gedanken über die Verleumdung und Spötterey“ (1742)

1.1.4 Spaldings Überlegungen zur Literaturkritik im Gottschedschen Geiste (1744)

1.1.5 Spalding entdeckt Shaftesbury

1.2 Die 2. Phase von Spaldings Shaftesburyrezeption im Kontext anakreontischer Freundschaftskreise – eine Milieustudie

2. Analyse der Shaftesburyübersetzungen

2.1 Motive und Textgrundlage

2.2 Terminologische Analyse zentraler Begriffsfelder

2.2.1 Empfindung – Gefühl – Geschmack

2.2.2 Der Bestimmungsbegriff – eine Spurensuche

3. Die Vorreden zu den Shaftesburyübersetzungen

3.1 Spaldings Shaftesburydeutung in der Vorrede zu den „Sitten-Lehrern“ (1744)

3.2 Spaldings Shaftesburydeutung in der Vorrede zur „Untersuchung über die Tugend“ (Frühjahr 1747)

3.2.1 Moralische Empfindung

3.2.2 Wolffsche und wolffianisch-metaphysische und poetologisch-ästhetische Implikationen des Empfindungsbegriffs

3.2.3 Das Verhältnis von Moralität und Religion

3.2.4 Der glückstheoretische Fokus

4. Zusammenfassung

III. Die Konjunktur des Empfindungsbegriffes als Signatur der poetologisch-ästhetischen Debatten vor 1750

1. Der Ausgangspunkt: Theoriedimensionen des Empfindungsbegriffs bei Christian Wolff

2. Schulinterne Kritik am Rationalitätsideal Christian Wolffs

3. Der Empfindungsbegriff im Kontext der Geschmackstheorie

3.1 Johann Ulrich Königs Geschmackstheorie

3.2 Die geschmackstheoretische und urteilstheoretische Dimension des Empfindungsbegriffs – Johann Christoph Gottscheds Debattenbeitrag

4. Der Empfindungsbegriff in der zeitgenössischen Poetologie und Ästhetik – Alexander Gottlieb Baumgartens und Georg Friedrich Meiers Debattenbeitrag

5. Zusammenfassung

IV. Shaftesburys Bestimmung des Menschen

1. Introspektives Selbstgespräch und Bestimmung des Menschen

1.1 Selbstgespräch und Bestimmung des Menschen in den „Miscellaneous Reflections“

1.2 Selbstgespräch und Bestimmung des Menschen im „Soliloquy“

2. Der Universumsbegriff als Basis der Ethik und Religionsphilosophie

2.1 Die Teil-Ganze-Struktur als universales Grundprinzip

2.2 Der systemlogische Begriff des Guten und Bösen

2.3 Der Affektbegriff

3. Shaftesburys Moralphilosophie

3.1 Tugend und moralische Empfindung in der „Inquiry“

3.2 Die Ästhetik der Tugend in den „Moralists“

3.3 Die Lust und das Glück der Tugend in der „Inquiry“

4. Shaftesburys Religionsphilosophie

4.1 Die Religionstypologie der „Inquiry“

4.2 Das Verhältnis von Tugend und Religion in der „Inquiry“

4.3 Das Verhältnis von Tugend und Unsterblichkeitsglaube in der „Inquiry“

4.4 Die Religion der Ästhetik des Universums in den „Moralists“

5. Zusammenfassung

V. Spaldings ‚Bestimmung des Menschen‘

1. Literatur-, wissenssoziologische und biographische Konstellationen

2. Literarische Form und Reflexionsstruktur der Bestimmungsschrift

3. Die bestimmungslogische Struktur des anthropologischen Naturbegriffes

4. Bestimmung zum Glück

5. Die Struktur der Empfindung

6. Würde und Wert der menschlichen Natur

7. Spaldings implizite Kritik der Erbsündenlehre

7.1 Goezes Kritik an Spaldings Anthropologie – ein rezeptionshermeneutischer Zugang

7.2 Spaldings implizite Kritik an der lutherisch-orthodoxen Erbsündenlehre

8. Religion und Unsterblichkeit

8.1 Die Geburt der Religion aus dem Welt‑ und Selbstbewusstsein

8.2 Natürliche Religion – Offenbarungsreligion

8.3 Unsterblichkeit

9. Zusammenfassung mit Rückbezug auf die Kapitel I–IV

VI. Systematische Anschlussüberlegungen

1. Selbstaufklärung – Selbstdeutung

2. Bestimmung des Menschen – zur Karriere einer Reflexionskategorie

3. Glück als Telos der Lebensführung

4. Anthropologie der Menschenwürde

5. Religionstheorie als Strukturtheorie christlicher Frömmigkeit

6. Vernunft und Empfindung – die rational-irrationale Dimension ethisch-religiöser Selbstdeutung

7. Schluss

Literaturverzeichnis

1. Quellen

1.1 Johann Joachim Spalding

1.2 Shaftesbury

1.3 Andere

2. Sekundärliteratur

Namenregister

Sachregister

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