Description
Diese Arbeit befasst sich mit den Gründen für die Herausbildung der politischen und wirtschaftlichen Strukturen in Russland, die als „Oligarchie" bezeichnet werden. Dazu werden aus einer institutionenökonomischen Sicht „ordnende Potenzen" in der Annahme unterschieden, dass diese auf drei verschiedenen Ebenen ihre Wirksamkeit entfalten können: auf der Ebene formaler Institutionen (Gesetze und andere Rechtsnormen), auf der Ebene informaler Institutionen (Traditionen, Gewohnheiten, Werte) und auf der Ebene der individuellen Wahrnehmung. Die Ebenen stehen untereinander in wechselseitigen Beziehungen; je nach Art dieser Beziehungen werden verschiedene Ordnungsfaktoren für die Individuen handlungsleitend. Daraus folgen charakteristische Merkmale des russischen Sonderwegs der Transformation.
Ausgehend vom Wechsel der formalen Institutionen wird die institutionenökonomische Sichtweise vertieft (Kapitel 2) und ergänzt (Kapitel 3), um ein möglichst belastbares theoretisches Fundament für die Analyse Russlands (Kapitel 4) zu erhalten. Es wird gezeigt, dass der russische Sonderweg keiner Zwangsläufigkeit unterliegt, sondern durch Machtinteressen begründet ist.
Die Lektüre ist für den ordnungs- bzw. institutionenökonomisch interessierten wie auch für den an Russland interessierten Leser zu empfehlen.
Chapter
2.1.2.3. Die Schaffung einer freien Wettbewerbsordnung
2.1.3. Die informale Regelebene
2.2. Institutionen, Wahrnehmung und Handeln
2.2.1. Zur Regelgeleitetheit allen Handelns
2.2.2. Spezifizierung des Institutionenbegriffs
2.2.2.1. Institution und Regel
2.2.2.2. Einige Ansätze zur Klassifizierung von Institutionen
2.2.2.3. Die Theorie des institutionellen Wandels von North
2.2.2.4. Die Institutionen-Typologisierung von Kiwit und Voigt
2.2.2.5. Die Institutionen-Typologisierung von Leipold
2.2.3. Wahrnehmung und Handeln der Individuen
2.2.3.1. Faktoren individueller Prägung
2.2.3.2. Das Problem der individuellen Wahrnehmung
2.2.3.3. Das Problem des individuellen Handelns
2.2.3.4. Wahrnehmung, Handeln und die Freiheit des Willens
Kapitel 3: Soziales Kapital, Interessen und Umwelt
3.1. Sozialkapital und Gruppeninteressen
3.1.1. Das soziale Kapital
3.1.1.1. Begriff und Bedeutung
3.1.1.2. Die positive Dimension des Sozialkapitals: „Putnam-Gruppen“
3.1.1.3. Die negative Dimension des Sozialkapitals: „Olson-Gruppen“
3.1.2. Die Macht der Gruppen
3.1.2.1. Rentensuche und der Einfluss von Interessengruppen
3.1.2.2. Die Interessen der Bürokratie
3.1.2.3. Der Staat als Korrektiv?
3.2. Gründe für die Bevorzugung bestimmter Sektoren
3.2.1. Das Streben nach politischer und wirtschaftlicher Macht
3.2.1.1. Zwischen „Machtvertikale“ und Interessengruppen
3.2.1.2. Zur Entstehung von illegitimer Verfügungsmacht: Ein Lehrbeispiel
3.2.2. Sektorale Vorrangigkeiten in der Geschichte des ökonomischen Denkens
3.2.2.1. Einige theoretische Ansätze
3.2.2.2. Die Bedeutung für reale Systeme und insbesondere für Russland
3.2.3. Besonderheiten der Umwelt als Determinanten institutioneller Eigenarten
3.2.3.1. Allgemeine Bemerkungen
3.2.3.2. Klima, Geographie und wirtschaftliche Entwicklung
Kapitel 4: Russlands Oligarchie und ihre Wurzeln
4.1. Einführende Bemerkungen
4.2. Besonderheiten Russlands und seiner Entwicklung
4.2.1. Geographische Lage und natürliche Umwelt
4.2.1.1. Geographie und Klima
4.2.1.2. Natürliche Ressourcen – Grundlage der Autarkiebefähigung Russlands
4.2.2. Geschichte, Orthodoxie und Kultur
4.2.2.2. Orthodoxe Kirche, Kultur und die „russische Idee“
4.2.3. Auf dem Weg zum ‚Kommunismus‘ und zurück: Revolution, Sowjetsozialismus und Perestroika
4.2.3.1. Vor und nach der Oktoberrevolution 1917
4.2.3.2. Die Sowjetunion bis 1985
4.2.3.3. Perestroika und Auflösung der Sowjetunion
4.3. Der Übergang: Vom Plan – wohin?
4.3.1. Schattenwirtschaft und Schocktherapie
4.3.2. Phasen der Privatisierung
4.3.2.1. Die informelle Phase bis 1992
4.3.2.2. Die Voucher-Privatisierung (1992-1994)
4.3.2.3. Kredite gegen Aktien (1994-1996)
4.3.3.1. Allgemeine Bemerkungen
4.3.3.2. Wem gehört der Staat?
4.3.4. Putins ‚gelenkte‘ Demokratie
4.3.4.1. Von Jelzin zu Putin
4.3.4.2. Die Gleichschaltung der Medien und die Unterminierung der Zivilgesellschaft
4.3.4.3. Die ‚Machtvertikale‘ und die Renaissance des wirtschaftspolitischen Dirigismus
4.3.4.4. Von Putin zu Medwedjew und zurück: Verfestigung einer neuen Staatsoligarchie
4.3.5. Der „Fall Chodorkowski“ – Sichtbares Zeichen einer latenten Krise
Kapitel 5: Abschließende Bemerkungen und Ausblick