Der Briefroman ,,Une si longue lettre“ von Mariama Ba und Goethes Stück ,,Iphigenie auf Tauris“: über Geschlechterdifferenzen aus literaturtheoretischer Sicht.

Author: Ba Amadou  

Publisher: Springer Publishing Company

ISSN: 0324-4652

Source: Neohelicon, Vol.40, Iss.2, 2013-12, pp. : 625-636

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Abstract

Der in Briefform verfasste Roman Ein so langer Brief (1979) von Mariama Ba wäre wahrscheinlich lediglich ein weiterer Roman über die Geschlechterdifferenzen in Westafrika und würde vermutlich keine weitere Aufmerksamkeit auf sich ziehen, wenn dieser Roman nicht in zwölf Sprachen übersetzt worden wäre und vor allem als erster feministischer Roman im frankophonen Afrika den NOMA-Preis in Frankfurt gewonnen hätte. Aus literaturtheoretischer Sicht ist dieser Roman sehr interessant, denn er wirft Gender-Fragen, um nicht zu sagen feministische Fragen, auf. Aus literaturwissenschaftlicher und germanistischer Perspektive ist der Roman von Mariama Ba an sich auch sehr aufschlussreich, weil deutliche Parallelen, trotz zeitlicher Distanz, zu einem sehr bekannten Klassiker, nämlich Iphigenie auf Tauris von Johann Wolfgang von Goethe abzuleiten sind. Das zwischen dem 14. Februar und dem 28. März 1779 in Weimar fertiggeschriebene Stück wurde am 6. April 1779 uraufgeführt. Dieser Artikel setzt sich zum Ziel die Frauenfragen in der Goethezeit und in den sich noch in Konsolidierung befindlichen Nationen Westafrikas zu hinterfragen, zumal Geschlechterdifferenzen literaturtheoretisch und Gesellschaftspolitisch heutzutage in Entwicklungsländern große Fragen aber auch Unsicherheiten mit sich ziehen. Literaturtheorien hingegen erleben seit Anfang der Sechziger Jahren einen deutlichen Boom insbesondere die feministischen Theorien, die schon 1968 immer mehr im Vordergrund politischer folglich kulturwissenschaftlicher Themen rückten (Vera und Ansgar Nünning (Hrsg) 2010). Die Analyse unter dieser Perspektive mündet in verschiedenen pluri-disziplinären Fragestellungen und bietet Einsicht in komplexen Gesellschaftsphänomenen.